Nachhaltige Eventorganisation - jetzt erst recht!

Nichts ist momentan so unberechenbar und voll von Unsicherheiten wie die Organisation und Durchführung eines Events. Dabei noch Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen erscheint vielen zur Zeit als zu aufwändig und unnötig kompliziert. Dabei wird oft vergessen, dass Nachhaltigkeitsmassnahmen nicht isoliert betrachtet werden dürfen, sondern vielmehr als Teil einer Transformation hin zu einer Wirtschaft, die sich gerade neu erfindet. Denn was die momentane Ausnahmesituation ganz klar zeigt: Gerade schwierige Zeiten machen neue Denkansätze überhaupt erst möglich und können Innovation beschleunigen.

Wo ist der grösste Hebel für einen nachhaltigen Event?

Klar, jeder Event ist anders. Und doch gibt’s viele Gemeinsamkeiten in der Organisation eines Events, egal ob Grossanlass oder Privatparty, ob draussen oder drinnen.
Denn bei jeder Veranstaltung werden Menschen erwartet, seien es Gäste, Teilnehmerinnen, Bands oder Referentinnen. Diese nehmen alle eine Reise auf sich, sie wollen verpflegt werden und sie brauchen eine gewisse Infrastruktur. Dabei werden genau wie im täglichen Konsum Ressourcen verbraucht, Abfall hinterlassen und Treibhausgase ausgestossen.


Ohne nähere Kenntnisse über die Eigenheiten eines Events lässt sich ganz generell sagen, dass der Umweltfussabdruck eines Events sich mit dem unseres privaten Konsums vergleichen lässt.
Das heisst, die umweltrelevantesten Bereiche sind die Verpflegung, die Mobilität und der Energieverbrauch. Deshalb können dort auch in den meisten Fällen die grössten Effekte im Hinblick auf Nachhaltigkeit erzielt werden.

Welche Anreisemöglichkeiten bestehen und wie werden diese kommuniziert?


Die Wahl der Location spielt dabei eine wichtige Rolle. Ist der Event gut erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln? Wie proaktiv wird dies den Gästen mitgeteilt? Wer bei der Kommunikation den Fokus auf die Anzahl der vorhanden Veloparkplätze (und nicht auf diejenige für Autos) legt, schafft wichtige Voraussetzungen für eine nachhaltige Mobilität und bezieht auch gleich Stellung dazu.

 

Die Organisator*innen von DAS FEST in Karlsruhe sind diesbezüglich sehr konsequent. Auf  ihrer Anfahrtsseite haben sie unter anderem einen Online-CO2-Rechner eingebunden, mit welchem die Festivalbesucher*innen schon im Vorfeld sensibilisiert und ihnen Lösungen für eine umweltfreundliche Anreise aufgezeigt werden.

 

Eine weitere Möglichkeit, mit gutem Beispiel voran zu gehen, bietet sich beim Zusammenstellen des Line-ups bzw. des Programms. Eine Referentin für einen Event zu engagieren, die bereit ist, mit dem Zug von Berlin nach Zürich anzureisen anstelle eines Referenten, der für diese Reise ins Flugzeug steigt, wäre gleich in mehrerer Hinsicht nachhaltiger.

 

Zum Einen ist der CO2-Fussabdruck der Referentin um ein Vielfaches (rund ein Faktor 4*) geringer. Noch kleiner wird er selbstverständlich, wenn die Referentin innerhalb der Schweiz anreist. Zum Anderen wirkt es sich positiv auf die Diversität innerhalb des Referent*innenpools aus, was von Veranstaltern oft unterschätzt wird. Dies hat nämlich direkte Auswirkungen auf die soziale Nachhaltigkeit eines Events, da ein vielfältigerer und ganzheitlicherer Diskurs stattfinden kann.

Quelle: CO2-Rechner von DAS FEST. Besucher*innen können gleich selber ihre Möglichkeiten einer CO2-armen Anreise checken.


Was wird aufgetischt?

Relevant ist, was auf dem Teller ist. Weniger relevant ist, woraus der Teller ist…
Quelle: Vortrag Einweg-Mehrweg erz, Thomas Kägi, Carbotech, 2020

Welche Speisen an einem Anlass angeboten werden, ist zentral. Rund ein Drittel der Umweltauswirkungen unseres Konsums geht nämlich aufs Konto der Ernährung.
Dabei liegt der grösste Hebel ganz klar beim Angebot fleischloser Menus. Der Grund: Fast die Hälfte der Umweltbelastungen im Bereich der Ernährung werden durch tierische Produkte verursacht.

 

Glücklicherweise gibt es mittlerweile zahlreiche lokale Anbieter von veganen und vegetarischen Varianten, so dass eine Umstellung des Angebots durchaus machbar ist. Das One Of A Million Musikfestival in Baden setzt zum Beispiel konsequent auf fleischlose Küche - und hängt diese Entscheidung noch nicht mal an die grosse Glocke.

 

Auch Foodwaste hat eine grosse Umweltrelevanz. Bei Events mit fester Teilnehmerzahl darf die bestellte Menge ruhig schon mal um 20% reduziert werden, um überquellende Buffets am Ende der Veranstaltung zu vermeiden. Bei Veranstaltungen mit mehreren Catering-Anbietern sollten unbedingt auch kleine oder halbe Portionen serviert werden, was ebenfalls massgeblich zur Reduktion von Essensresten beiträgt. Denn wenn Lebensmittel erstmal zubereitet auf dem Teller liegen, lassen sie sich nicht mehr wiederverwerten.


Lokale Netzwerke werden wichtiger

Jeder Event ist auf Partner angewiesen. Wer lokale Unternehmen in die Eventplanung miteinbezieht, hält nicht nur Transportwege kurz, sondern trägt auch zur lokalen Wertschöpfung bei. Was aber noch viel spannender ist: Ein verstärktes Engagement im Bereich Nachhaltigkeit wirkt ansteckend und kann Veränderungsprozesse nicht nur bei Besucher*innen, Mitarbeiter*innen und Partnerfirmen auslösen, sondern auf eine ganze Region ausstrahlen. Dann werden plötzlich neue Möglichkeitsräume sichtbar und vorallem erlebbar - und inspirierende Erlebnisse gehören ja schliesslich zum Kernbusiness eines Events.

Sie möchten Ihren nächsten Event auf Nachhaltigkeit prüfen?

Tiefgrün berät Sie gerne.

Wieso nicht „Süsses von gestern“ von der Quartierbäckerei auftischen? So werden gleichzeitig lokale Netzwerke gepflegt und ein Beitrag zur Vermeidung von Foodwaste geleistet.
Foto: Martina Wyrsch, Buffet beim Quartierfest in Zürich-Albisrieden.



Quellen und weiterführende Links:

 

- Best Practice DAS FEST
- Best Practice One Of A Million Musikfestival
- Expertinnenpool für ausgeglichene Line-ups: https://www.sheknows.ch/ und https://frauenunternehmen.ch
Artikel des Zukunftsinstituts zur Post-Corona-Ökonomie: https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/wirtschaft-nach-corona-wochen-der-weichenstellung/
- Jungbluth N., Nathani C., Stucki M., Leuenberger M. 2011: Gesamt-Umweltbelastung durch Konsum und Produktion der Schweiz: Input-Output Analyse verknüpft mit Ökobilanzierung. Bundesamt für Umwelt, Bern.

* Berechnungsgrundlage Faktor 4:


Annahme Distanz Berlin-Zürich hin und zurück:
Mit dem Flugzeug: 1300 km --> 241g CO2/km x 1300 km = 313 kg CO2 pro Kopf
Mit der Bahn: ca. 1600 km --> 50g CO2/km x 1600 km = 80 kg CO2 pro Kopf
--> 313 kg CO2 / 80 kg CO2 = Faktor 4
(Berechnet mit dem mobitool-Vergleichsrechner.)

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